Kammergesellschaft Wohlen seit 1830

Eine Ehrensache, Bericht im WA 7.2.2023

Zu Besuch beim Wohler Ehrenkammerer

In offizieller Mission ist «Dani de Gsellig» mit Umhang, Zepter und rotem Hut für die Kammergesellschaft unterwegs. Ihm ist es dabei wie vielen anderen Ehrenfasnächtlern ergangen. Er musste lange ein Geheimnis hüten. Umso ausgiebiger wird der neue Ehrenkammerer die Zeit im Amt geniessen. Besonders seine eigene Party und anschliessend die Eröffnung des Kammerballs am Samstag, 18. Februar, im Casino. –mo


«Es ist einfach gut»

Ehrenkammerer Daniel Bigler alias «Dani de Gsellig» on Tour

Zwei Jahre musste er auf seinen Einsatz warten. Jetzt darf Daniel Bigler als Ehrenkammerer «Dani de Gsellig» sein Amt in vollen Zügen geniessen.

Monica Rast

Als er damals unter einem Vorwand vom Präsidenten Peter Michel zu sich nach Hause zitiert wurde und Zeremonienmeister Norbert Hoffmann dazustiess, ahnte er, was kommen würde. Zwei Jahre musste er dann auf seinen Einsatz warten, da während der Coronazeit keine neuen Ehrenkammerer ernannt wurden. Musste Stillschweigen bewahren. Nun darf gefeiert werden, und dies ganz offiziell. Und das macht Daniel Bigler besonders gerne. Als 58. Ehrenkammerer unter dem Namen «Dani de Gsellig» darf er die Kammergesellschaft Wohlen an diversen Veranstaltungen repräsentieren.

Bigler arbeitet als Lastwagenchef im Armeelogistikcenter Othmarsingen. Während bei vielen ehemaligen Ehrenkammerern der Beruf Namensgeber war, entschied sich Bigler für eine Charaktereigenschaft. Sein Name «de Gsellig» ist ihm wie auf den Leib geschrieben. Er liebt es, mit seinen Fasnachtskollegen und Freunden Zeit zu verbringen. Mit Kochen, Reisen und Wandern verbringt er sonst seine Freizeit, wenn er nicht gerade mit seinem ausgelassensten Hobby, der Fasnacht, beschäftigt ist. Er liebt die Geselligkeit und hat viel Freude an den Umzügen. Die Fasnachtszeit ist für ihn unbeschwert und lustig. «Es ist einfach gut.»

Gratulanten stehen Schlange

Schon bald nach seiner Inthronisierung konnte er die ersten Gäste zu Hause begrüssen. Es ist ein reges Kommen und Gehen bei den zahlreichen Gratulanten. Kaum übersehbar im Wohnquartier an der Gyrenhübelstrasse sind der grosse Hut und das Zepter auf dem Balkon des Hauses, in welchem der Ehrenkammerer 2023 residiert. Doch nicht nur äusserlich macht es etwas her, auch der Wohnraum ist mit farbigen Girlanden, der Tisch mit Buttons, von denen sein Gesicht lacht, und mit Fasnachtsschlangen geschmückt. Bigler freut sich auf die unbeschwerte Zeit, die nun als «Dani de Gsellig» folgt.

Die Fasnacht wurde ihm aber nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater zog aus dem Emmental auf den Sunnezyt-Hof in Wohlen, seine Mutter war reformiert und somit hatten die Eltern nicht viel übrig für die 5. Jahreszeit. «Doch wenn man in Wohlen aufwächst, gehört die Fasnacht einfach dazu», erinnert sich der 63-Jährige. Mit 15 Jahren war Bigler erstmals am Kammerball. «Natürlich verkleidet, ansonsten hätte man mir den Einlass wegen des Alters verweigert», meinte er lachend und erinnert sich, dass er dazumal neben einem Lehrer sass. Schon damals liebte er die ausgelassene Geselligkeit in diesen wenigen Wochen der Fasnacht. «Mal den ‹Löli› machen und auch mal anders sein», erklärt der eingefleischte Fasnächtler.

Mit seinem beruf lich bedingten Wegzug aus Wohlen wurde es ein wenig ruhiger. Nicht überall wird die Fasnacht so gefeiert wie in Wohlen. So war es für ihn keine Frage, als er, aus beruflichen Gründen, mit seiner Familie nach Wohlen zog, wieder aktiv daran teilzunehmen. Seit über 20 Jahren ist er bereits Mitglied der Kammergesellschaft, die seit 1830 existiert. Eine Gesellschaft mit Tradition. So gehören Frack und Zylinder zum guten Ton der Mitglieder. Die vorwiegend gestandenen Herren sind jedoch keinesfalls müde, um zu feiern.

Ausdauer brauchen auch Daniel Bigler und seine Frau Katharina. Rund 20 Tage sind sie im Dauereinsatz. Manchmal nur am Morgen, zeitweise am Abend oder schon mal den ganzen Tag, wenn ein Umzug stattfindet. Mit der Ernennung zum Ehrenkammerer wusste das Paar, was auf sie zukommt. «Eine kurze, aber heftige Zeit», bemerken sie unisono. «Ich kann mich danach ausruhen», ergänzt er verschmitzt.

Die Freude auf seine Aufgabe als Repräsentant ist ihm ins Gesicht geschrieben. Die Umhänge des Ehrenkammerers hängen in der Garderobe und warten mit dem nun roten Zylinder auf ihren Einsatz. Die Einladungen und Buttons sind verteilt und die Give-aways für die Besuche sind verpackt. Das Zepter auf Hochglanz poliert und die Schatztruhe sowie das Maskottchen bekamen einen Ehrenplatz im Wohnzimmer. Besonders auf die Schatztruhe war er neugierig. Ist ihr Inhalt doch ein wohlbehütetes Geheimnis unter den Ehrenkammerern.

Er steht stets im Mittelpunkt

Biglers Aufgabe wird es sein, die Kammergesellschaft bei verschiedenen Anlässen würdevoll zu vertreten. So war er bereits an der Fasnachtseröffnung in Urdorf, der Inthronisierung in Hägglingen und dem Zunftbot in Sarmenstorf. An seiner Seite seine Frau Katharina. Auch sie hat die Fasnacht im Blut und ist stolz, ihren «Dani de Gsellig» begleiten zu dürfen. Da ein Ehrenkammerer nicht ohne Hofstaat auskommen kann, wird er von Ex-Ehrenkammerer «Urs de Wyhändler», Präsident Peter Michel, Zeremonienmeister Norbert Hoffmann, Fotograf und Fahrer begleitet.

Eine kurze Rede hat er sich für die diversen Besuche vorbereitet. «Ich möchte mich aber nicht politisch verkaufen, deshalb ist sie kurz gehalten», meint er augenzwinkernd. Im Vordergrund soll die Begrüssung stehen. Man zirkuliert, wechselt ein paar Worte, überreicht die Giveaways und stösst auf die Fasnacht an. Als Ehrenkammerer muss man eine gewisse Seriosität an den Tag legen. «Jedes zweite Glas sollte schon Wasser sein.» An drei grossen Umzügen in Dottikon, Bremgarten und Urdorf wird er samt Partnerin auf einem eigenen Fahrzeug Platz nehmen und den Tross anführen. Sein Fahrzeug wurde von Kurt Neeser ganz nach dem Motto «Glamuröös ond pompöös» gestaltet. Zudem wird er traditionsgemäss am Kinderfasnachtsumzug in Wohlen und erstmals in Villmergen teilnehmen. Natürlich dürfen die Besuche im Bifang, Casa Güpf, bei den Banken, an der MS Fasnacht und in der Integra nicht fehlen. «Dort wartet man schon sehnsüchtig auf die Nussgipfel», meinte er lachend.

Für die rund 70 Kammerer ist die Gesellschaft eine Lebensaufgabe mit innigen Freundschaften. Man kommt eher spät dazu und bleibt bis ans Lebensende.

Wichtige gesellschaftliche Angelegenheit

Rund 200 Einladungen verteilte «Dani de Gsellig» für seinen Ehrenkammerer-Apéro. Nach der Versammlung im Restaurant Rössli zieht man gemeinsam mit Fackeln ins «Casino», wo der Apéro stattfinden wird und dabei die einzelnen Delegationen vorgestellt werden. «Besonders freue ich mich auf die Delegation aus Konstanz.» Danach folgt eine wichtige gesellschaftliche Angelegenheit: Der 193. Kammerball am Samstag, 18. Februar, wird vom Ehrenkammerer eröffnet. Nach alter Sitte wird zu Livemusik getanzt. Der Ball lebt von den Besuchern. «Ein kleiner Dichtestress wäre schön», wünscht sich «Dani de Gsellig» für seinen ganz persönlichen, schönsten Fasnachtsball.