Kammergesellschaft Wohlen seit 1830
- Home
- EK Gallerie
- Archiv
- 2030 – 2021
- 2020 – 2011
- 2010 – 2001
- 2000 – 1991
- 1990 – 1981
- Geschichte
- Kammersänger
- News
- Über uns
- Sponsoren
Kurt «de Retter» Neeser
Kurt Neeser ist bei den umliegenden Fasnachtsgesellschaften kein unbeschriebenes Blatt. Er stellt nicht nur Hallen und Räume zur Verfügung, sondern hilft auch gleich als Fasnachtswagenbauer tatkräftig mit.
Mit seiner verdienten Ernennung zum Ehrenkammerer fällt nun aber gleich an mehreren Orten die helfende Hand aus. Als Chauffeur begleitete er seine Vorgänger an die unterschiedlichsten Anlässe und mit dem Ehrenkammerer-Mobil samt Thron nahm er als Fahrer schon an etlichen Umzügen teil. Nun wird er in den Genuss kommen, an den Fasnachtsumzügen in seinem eigenen Mobil die zahlreichen Narren am Strassenrand von einer ganz anderen Perspektive aus zu betrachten. Für ihn heisst es dann: nach hinten lehnen, die Aussicht geniessen und fleissig winken. –mo
Ehrenkammerer Kurt «de Retter» Neeser und seine Frau Belinda sind sportlich unterwegs
Der Klang der Sirene brachte die Erlösung. Das Geheimnis ist gelüftet. Kurt «de Retter» Neeser ist Ehrenkammerer. Der Name ist berechtigt. Er ist in vielerlei Hinsicht ein Retter.
Monica Rast
Die Fasnacht steht vor der Tür und für den Ehrenkammerer Kurt de Retter und seine Begleiter steht ein Marathon an Terminen bevor. Angefangen mit der kürzlichen Inthronisation und dem darauffolgenden Fotoshooting. «Doch kurzzeitig lag alles in der Schwebe», erinnert sich das Ehepaar an diesen einen Moment in den Ferien.
Im Juni erlitt Neeser während eines Campingurlaubes einen Schlaganfall. Obwohl er ein ausgebildeter Rettungssanitäter ist, realisierte er nicht, wie es um ihn stand. Seine Frau Belinda schon. Sie reichte ihm ein Brot mit dem Befehl: er solle es bestreichen. Die Bestätigung folgte prompt. «Die Koordination stimmte nicht mehr», erinnert sich Belinda Neeser, die selbst im Notfall und im Operationssaal gearbeitet hatte. Dank dem schnellen Handeln verlief die Genesung planmässig und so entschloss sich Belinda Neeser, hinter dem Rücken ihres Mannes seine Ernennung zum Ehrenkammerer trotz allem anzunehmen. «Wir schaffen das», meint Belinda Neeser voller Überzeugung und schaut dabei ihren Mann an, der zustimmend nickt.
Zwischen Motorenöl und sterilem Bereich
Bei Neesers ist immer etwas los. Bis zu seiner Pensionierung war er als ausgebildeter Rettungssanitäter in seiner eigenen Firma unterwegs, die von seinem Vater Kurt Neeser senior 1966 gegründet wurde. «Ein Arzt fragte ihn damals, ob er nicht neben seiner Karosseriewerkstatt Patiententransporte übernehmen wolle», erinnert sich der 66-Jährige. So wechselte er bei Anruf den schmierigen Overall gegen eine weisse Schürze. Nach dem frühen Tod des Vaters wurden Werkstatt und Rettungsdienst zwischen den beiden Brüdern Hansruedi und Kurt junior aufgeteilt. Einige meinten damals, Kurt Neeser hätte den schlechteren Anteil geerbt. «Ich fand das nicht und bin zufrieden, wie es gelaufen ist.» Von den anfänglich rund 150 Einsätzen im Jahr sind es jetzt deutlich mehr. Tendenz steigend.
Bevor Kurt Neeser seine Ausbildung zum Rettungssanitäter abschloss, arbeitete er wie schon sein Vater zuvor in der Werkstatt und war nebenbei als Sanitäter im Einsatz. Heute umfasst das Rettungsteam 17 Festangestellte und ist rund um die Uhr einsatzbereit. Nun geht der Rettungsdienst Neeser bereits in die 3. Generation über. Vor zehn Jahren absolvierte Sohn Reto die Ausbildung und wird das Geschäft in nächster Zeit übernehmen. Kurt Neeser hat sich bereits aus dem aktiven Rettungsdienst zurückgezogen und wird nur noch vereinzelt an Springturnieren oder Motocross im Einsatz sein. Denn ganz ohne geht es doch nicht. «Aber ich mag die Hektik nicht mehr», meint er schmunzelnd. Was momentan ja auch nicht so ganz stimmt, denn es stehen rund 53 Besuche als Ehrenkammerer an.
Hobby und Leidenschaft
Fasnacht liegt der Familie Neeser im Blut. Seit vielen Jahren sorgten sie mit ihrem Fasnachtswagen an Umzügen für Aufsehen. Zuerst als Familie, später dann als Neeser-Clan. In einer Halle lagern diverse Utensilien von Fasnachtsvereinen und Guggenmusiken. Dort wird geplant, gebaut, restauriert oder repariert.
Auch in Villmergen ist Neeser kein Unbekannter. Der Götti-Gesellschaft stellt er ebenfalls eine Halle zur Verfügung und die Guggenmusik Tinitus aus Villmergen nutzt den Raum über der Halle. Während früher die Notrufe medizinischer Art waren, sind sie heute ausschliesslich fasnächtlicher Natur.
Da Neeser aktiv bei der Kammergesellschaft als Fahrer und Erbauer von Fasnachtswagen im Einsatz steht – seit 2007 zusätzlich noch als Geissbockreiter – war es kein leichtes Unterfangen, so viele Monate das Geheimnis zu hüten. Vor allem da auch Sohn Philipp in der Gesellschaft und im «OK Wohler Fasnacht» mitwirkt. «Er fragte mich, ob ich als Ersatzfahrer für den Ehrenkammerer einspringen könnte und den Strauschnitt ausführen würde», erzählt er lachend. «Natürlich habe ich zugesagt, schon um das Geheimnis zu wahren.»
Auch die Vorbereitungsbesuche bei Zeremonienmeister Norbert Hoffmann mussten sorgfältig geplant werden, damit niemand Neesers Auto vor dessen Haus stehen sah.
Nun muss der Präsident nicht nur einen neuen Ersatzchauffeur für den Ehrenkammerer finden, sondern auch einen Fahrer für den Traktor und den benötigten Bus beim Umzug. Zudem hat Kurt Neeser von Urs Graf das Amt als Fahnenträger übernommen. «Vor der Inthronisation war die offizielle Fahnenübergabe und so schied ich bei vielen als möglicher Ehrenkammerer vorzeitig aus.»
Bereits als Ehrenkammerer unterwegs
Sein erster Einsatz in Sarmenstorf als Ehrenkammerer gehört auch schon der Vergangenheit an. Das Zepter immer noch in fester Hand. «Obwohl die Göttis versuchten, mir das Zepter zu entwenden», erzählt Belinda Neeser voller Stolz. Denn während der Ehrenkammerer beschäftigt ist, ist sie für die Sicherheit des Zepters verantwortlich.
Bei so einem straffen Programm vergeht die Zeit wie im Fluge. Danach gönnt sich das Ehepaar eine wohlverdiente Auszeit.